Integriert werben Als größter Baggersee in NRW ist der Auesee zugleich auch einer der klarsten.
Auf der Suche nach Abwechslung im heimischen Taucher-Einerlei? Dann schnorcheln Sie doch mal durch die fränkische Pegnitz.
Das mittelfränkische Velden ist ein malerisches Mini-Städtchen. Ein Marktplatz mit Kirche. Eine Straße mit Kopfsteinpflaster. Ein mittelalterlicher Stadtturm mit Glockentürmchen. Teile einer Stadtmauer.
Velden ist alt – die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 889 nach Christus. Ein paar Meter weiter ein Restaurant, das Traube heißt und seinen Biergarten hinter einem Wall aus grünen Reben versteckt. Und ein Flüsschen, dass sich direkt am Marktplatz vorbei schlängelt. Diesem Flüsschen ist gerade eine Gruppe Schnorchler entstiegen und schlappt nun in tropfendem Neopren vom Wehrturm über Kopfsteinpflaster und Marktplatz Richtung Tauchbasis. Vorherrschende Farbe: schwarz.
Aus einem Hauseingang beobachten zwei alte Leute mit verwunderten Mienen die kleine Prozession.
»Kommt’s Ihr aus der Pegnitz?«, fragt einer der beiden schüchtern. »Nein, wir sind der örtliche Fetisch-Club«, schallt es zurück.
Die Mienen der alten Veldener werden noch verwunderter, fast eine Spur ratlos. Denn es ist ja offensichtlich und kann gar nicht anders sein: Natürlich kommt die feuchtfröhliche Truppe in Schwarz aus der Pegnitz. Anderes Wasser gibt es hier nicht, außer Duschen und Badewannen.
Eingestiegen ist die Gruppe einen knappen Kilometer östlich, an der St2162, die innerorts noch Bahnhofstraße heißt. Dort, wo ein DLRG-Häuschen direkt am Fluss steht, mit einem Parkplatz nebendran. Die Sonne brüllt vom Himmel. Über 35 Grad Celsius. Eine Hitzewelle hat Mittelfranken fest im Griff. Beim Hineinzwängen ins enge Neopren fließt der Schweiß in Strömen. Nie war ein Gewässer so verlockend, auch wenn die Sicht eher mittelprächtig ist, das wird schon vom Einstieg aus klar.
Ein Schritt ins Wasser, weitere in die Flussmitte. Ein bisschen in die Knie, dann steht das Wasser brusthoch. Herrliche, erfrischende 14 Grad Celsius sickern langsam in den Anzug. Noch ein bisschen Gezerre an Maskenbändern und Schnorcheln, dann Gesichter ins Wasser und los. In gemächlichem Tempo den Fluss hinab. Die Flossen dienen eher zum Steuern als dem Vortrieb. Leider ist die Sicht wirklich schlecht heute. Vor ein paar Tagen hat es ein Gewitter gegeben. »Bei dem Starkregen hat es aus einem nahe gelegenen Steinbruch reichlich Staub und Sediment in den Fluss gespült«, erklärt Christian Farnbauer, Chef der Veldener Tauchbasis Divesector. So beträgt die Sicht heute nur einen knappen Meter. Ein schlechter Tag.
An guten Tagen kann man durchaus drei, vier Meter weit sehen, meint Christian. Nicht gerade die Liga kristallklarer Alpengumpen, aber genug, um Seegrasdschungel, Flusslandschaft und Fische bestaunen zu können – von denen es einige stattliche Exemplare gibt, vor allem Forellen, von denen auch heute einige den Schnorchlern vor die Maske huschen. Und gut genug, dass die Basis Dive Sector regelmäßig geführte Schnorcheltouren anbietet. Tauchbrevet nicht erforderlich, Schnorchelbrevet kann ausgestellt werden.
Als Fluss, der durch eine Stadt führt, birgt die Pegnitz natürlich auch manchen »Schatz«. Heute zieht ein Porzellanteller aus dem Schlick ans Sonnenlicht um. An anderen Tagen winken Artefakte-Sammlern andere Funde – vor allem unter Brücken lohnt ein aufmerksamer Blick auf den Seeboden. Eine gemütliche Tour, ein gemütliches Flüsschen. Davon, dass die Pegnitz auch andere, wildere Saiten aufziehen kann, zeugen die Hochwassermarkierungen im Inneren der Pfarrkirche St. Maria.
Nach etwa 40 Minuten endet die Tour an einem kleinen Wehr mitten in Velden. Die Schnorchler nehmen ihre Flossen in die Hand und schlurfen los, jetzt gut durchgekühlt und gleichgültig gegenüber der Hitze. Kurz vor dem Marktplatz versetzen sie ein paar alteingesessene Veldener in Erstaunen. Nach einem knapp viertelstündigen Fußmarsch erreichen sie die Einstiegsstelle und ihre Autos. Mittlerweile schwitzen sie wieder, und die Pegnitz erscheint wieder verlockend.
Velden ist eine mittelfränkische Gemeinde mit rund 1800 Einwohnern, gelegen im Landkreis Nürnberger Land. Die Landschaft der Hersbrucker Alb (auch Hersbrucker Schweiz genannt) wird geprägt von bewaldeten Höhenzügen, aus denen immer wieder steile Felsen aufragen – was die Gegend zu einem beliebten Ausflugsziel für Kletterer macht. Weitere Freizeitaktivitäten sind Wandern, Höhlenbesichtigungen sowie Kanu- oder Kajakfahren. Die Pegnitz ist der rund 100 Kilometer lange, östliche Quellfluss der Regnitz, die sie in Fürth erreicht. Ihre Quelle liegt in der Stadt Pegnitz – bei Velden hat der Fluss also etwa ein Drittel seines Wegs hinter sich.
Anreise: Über die A9, Abfahrt Hormersdorf. In Hormersdorf links Richtung Velden, nochmal links in Rupprechtstegen und weiter auf der St2162 entlang der Pegnitz nach Velden. Die Bahnhofstraße, an der sich die Tauchbasis befindet, beginnt direkt am Marktplatz.
Unterkunft: In Velden gibt es zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten in Pensionen, Gasthöfen, Privatquartieren und Ferienwohnungen/-häusern, allesamt zu sehr übersichtlichen Preisen, oft unter 30 Euro für eine Übernachtung mit Frühstück. Mehrere Anschriften unter www.velden.de (unter dem Menüpunkt »Tourismus« auf »Gastgeber« klicken).
»Spezialität« der Tauchbasis Divesector in Velden sind geführte Schnorcheltouren in der Pegnitz. Kostenpunkt pro Nase: 25 Euro. Doch geführt oder nicht, in jedem Fall sollte man sich vor dem Schnorcheltripp bei der Basis anmelden, um eventuelle Konflikte mit Fischern zu vermeiden.
Die Basis verfügt aber auch über einen gut sortierten Shop und bietet Sporttaucher-Ausbildung nach SSI und Tech-Ausbildung an. Die Freiwasser-Tauchgänge zu diesem Zweck finden meist in nahe gelegenen Seen in der Oberpfalz statt.
Anschrift und weitere Infos: Divesector, Bahnhofstraße 22, 91235 Velden, Tel. (0 91 52) 92 62 60, www.divesector.de