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Am 30. Oktober 2012 wird der Traum eines Mannes Wirklichkeit. Über der Korvette »Oliveira e Carmo« und dem Patrouillenboot »Zambeze« krachen Explosionen. Feuerbälle steigen in den Himmel. Auf den Beobachtungsschiffen bricht Jubel aus. Soldaten der portugiesischen Marine und die Organisatoren der Versenkung liegen sich in den Armen. Korken knallen, Hände klopfen auf Schultern, Feuerzeuge klicken. Zwei Kriegsschiffe am gleichen Tag, innerhalb von fünf Stunden, als künftige Taucherattraktion versenkt – eine Premiere.

Am 15. Juni 2013 folgt der nächste Akt. Diesmal reißen die Explosionen genau geplante Löcher in den Rumpf der Fregatte »Comander Hermenegildo Capelo« und schicken sie auf den Grund. Am 21. September des gleichen Jahres sinkt die »Almeida Carvalho«, ein als Eisbrecher taugliches Forschungsschiff. Vier Schiffe, vier künstliche Wracks, und das innerhalb eines Jahres – das Ocean Revival Project hat sein Ziel erreicht. Initiator Luis Sá Couto hat sich seinen Traum erfüllt.

Portugal
Algarve

Die südlichste Region Portugals bietet historische Attraktionen, vor allem in der früheren maurischen Hauptstadt Silves und im faszinierenden Tavira. 

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In den Mühlen der Bürokratie

Knapp zwei Jahre später dümpelt ein Tauchboot über der »Zambeze«. Ein weiß schimmernder Katamaran, ungewöhnlicher Luxus für eine Tauchbasis an Europas Atlantikküste. Nach dem ersten Tauchgang beißen die Taucher in Wurstsemmeln und wärmen sich mit Kaffee aus Plastikbechern. Noch während das Atlantikwasser von seinem schwarzen Trocki und aus seinen Stoppelhaaren perlt, erzählt Pedro Miguel Gonçalves Caleja die Vorgeschichte der Versenkungs-Aktion. Der Tauchlehrer der Subnauta-Tauchbasis in Portimão war seinerzeit von Anfang an dabei. Und als er sich an den langen und steinigen Weg durch die Instanzen erinnert, geht sein Blick schicksalsergeben zum Himmel. 15 verschiedene Behörden mussten ihr Okay geben, bevor in den vier Wracks auch nur eine Schraube gereinigt werden konnte. Ein Prozess, der Jahre dauern sollte.

Er beginnt im März 2007. Als ersten Schritt von vielen nimmt Luis Sà Couto Kontakt mit der portugiesischen Marine auf. Die Zusage, dass er die vier ausgemusterten Schiffe bekommen kann, erhält er schnell. Offensichtlich sind die Militärs froh, das veraltete Kriegsgerät los zu sein. Von der bevorstehenden Odyssee ahnt Couto zu diesem Zeitpunkt nichts. Sein nächster Schritt führt ihn nach Kanada. Im Norden Vancouvers sitzen weltweit anerkannte Experten für die umweltgerechte Versenkung von Schiffen, die Canadian Artificial Reef Consulting (CARC, www.artificialreefs.net).

»Wir wollten ­alles richtig und auf keinen Fall irgendwas kaputt­machen«, betont Caleja zwischen zwei Schlückchen Kaffee. Bis heute ist er stolz darauf, »dass nach ­allen vier Versenkungen kein einziger toter Fisch an der Wasseroberfläche trieb.«

Mit all dem Fachwissen und der Unterstützung der Kanadier wendet sich Couto an die portugiesischen Behörden. Für die ist das Projekt eine Premiere, und so verlangen sie allerhand Studien, ökologischer, wirtschaftlicher und archäologischer Art. Damit nicht genug: Mitten im Genehmigungsprozess wechseln aufgrund von Wahlen die Verantwortlichen. Couto muss von vorne anfangen. »So funktioniert Bürokratie eben«, seufzt Caleja. »Das alles hätte in zweieinhalb Jahren abgeschlossen sein können.« Aber so dauert es bis 2012, bis die endgültige Genehmigung vorliegt, die vier Schiffe zu versenken.

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Putzen und versenken

Der Papierkrieg ist vorbei. Jetzt beginnt die Handarbeit. Lose Teile werden aus den Schiffen geholt, Öl und andere Schadstoffe werden entfernt, die Schiffe von innen und außen penibel ­gereinigt. Dann werden sie an die geplante Versenkungsstelle geschleppt. Alle Schotten werden geöffnet, über dem Kiel werden Unmengen von Ballast verteilt. Tief unten im Schiffsrumpf bringen portugiesische Marineangehörige und die Kanadier an vorab festgelegten Stellen einen speziellen Sprengstoff an. »In kreisförmigen Ringen, denn es ist weniger die Wucht der Explosion, die das Loch in die Hülle reißt, als die Hitze im Inneren dieses Rings«, erklärt Caleja.

Und die spektakulären Explosionen oben auf den Aufbauten, die Feuerbälle, die vor der Versenkung in den Himmel stiegen, was ist damit? »Hollywood«, meint Caleja, grinst und stopft seine Bleitaschen zurück in sein Jacket.

Ein bisschen Brimborium dürfe bei so etwas nicht fehlen. Doch die Show dauert nicht lange, bei keinem der vier Schiffe: Sie alle sinken innerhalb von zweieinhalb Minuten. Alle vier Versenkungen verlaufen planmäßig. Oder zumindest fast: Die Korvette »Oliveira e Carmo« schlägt mit dem Heck zuerst am Boden auf und hat heute ein zusammengestauchtes Hinterteil. Und Teile der »Zambeze« liegen schräg auf dem Boden. Ansonsten alles paletti: vier Schiffe versenkt, fast die komplette Tonnage aufrecht auf rund 30 Meter tiefem Sandgrund.

Atlantik, nicht Badewanne

Das Boot nimmt Kurs aufs nächste Wrack, keine fünf Minuten Fahrt. Die Sonne steht hoch am Himmel und saugt unter den Unterziehern kleine Schweißbäche aus der Haut. Aber lieber jetzt schwitzen als später unter Wasser frieren. Die Taucher machen sich für den nächsten Abstieg fertig. Bleistücke klirren, Jacketgurte surren, Köpfe zwängen sich stöhnend durch Trocki-Manschetten. Dann geht es über Bord und ab zur Boje, die über jedem der vier Schiffe auf den Wellen dümpelt. Ja, hier ist Südeuropa, Afrika ist nicht weit. Aber das hier ist auch der Atlantik, und es ist erst Frühling. Soll heißen: Das Wasser ist mit rund 15 Grad eher kühl, nicht blau, sondern grün, und richtig still hält es höchstens früh morgens.An der Boje zeigt der Daumen von Subnauta-Boss Renato Caçoete nach unten. Abwärts, durch ein grünes Universum, durch das ein Seil führt. Erst ein paar Meter über dem Wrack gibt der Dunst die Konturen des Bugs der Fregatte »Comander Hermenegildo Capelo« frei.

Der Bug, vor ein paar Jahren noch blitzblank gewienert, wird von einer bräunlichen Kruste Bewuchs überzogen. Ein paar Meter weiter zielt ein Kanonenrohr für immer in den Ozean. An Tagen mit guter Sicht kann man von hier bis zur Brücke schauen. Heute kaum von der Spitze bis zum Anfang des Kanonenrohrs.

Ein paar Flossenschläge Richtung Heck erhebt sich die Brücke wie ein mehrstöckiges Haus über das Schiffsdeck. Ein imposanter Anblick. Sämtliche Fenster und Türen wurden entfernt, ein Hinein­tauchen ist problemlos möglich. Lampenkegel streicheln das Schiffs-Steuerrad. Unweit des Hecks erhebt sich eine arbeitslos gewordene Radarkuppel ins Grün. Und auf dem Rückweg liegen weitere Aufbauten, zwischen denen es vor Fischen wimmelt. Künstliche Wracks auf Sandgrund, Oasen in der Wüste. In einem Winkel zwischen zwei Stahlstreben hat es sich ein Oktopus bequem gemacht. Unwillig linst er ins Lampenlicht, erbost über die Störung.
Der größte Trumpf der vier Schiffe sind ihre inneren Werte. Wer nicht ins Wrack eindringen will, der muss nicht. Wer es sich zutraut, der sollte. Von fast jeder Stelle im Schiffsinneren sieht man irgendwo das diffuse Licht eines Ausgangs. Und an fast jeder Stelle spürt man dem Leben nach, das die portugiesischen Matrosen einst auf diesen Schiffen geführt haben. Stühle einer Kantine, festgeschraubt im Boden. Daneben die Kessel der Kombüse, die man öffnen und schließen kann wie früher der Smutje. Fahrrad-Ergometer, auf denen die Soldaten ihre Beinmuskeln stählten. Eine Schreibmaschine für die Schiffsbürokratie. Instrumente, die man noch heute ablesen kann. Ein enger Toilettenraum. Und ein Tischfußball-Kicker, an dessen Figuren man noch die Trikotfarbe ahnen kann.

Investition in die Zukunft

Schiffe versenken ist nicht billig. Das gesamte Projekt hat rund drei Millionen Euro verschlungen. 500.000 davon kamen als Zuschuss von der EU. Oder, besser gesagt, sollen noch kommen, denn das Geld ist noch nicht eingetrudelt. Aber was nicht ist, könne ja noch werden, meint Caleja mit südeuropäischer Langmut und verweist auf den wirtschaftlichen Erfolg, den das Projekt heute schon hat: Vor der Versenkung kam die Tauchbasis Subnauta auf »nur« rund 1500 Tauchgänge pro Jahr – 2014 waren es über 5000, nur an den Wracks des »Ocean Revival Projects«. Die anderen Wracks, die Felsenriffe mit ihren rund 150 Nacktschnecken-Arten nicht mitgezählt. In der Hochsaison verlassen drei Subnauta-Boote am Vormittag und zwei am Nachmittag die Marina von Portimão, um Wrack-Enthusiasten ans Ziel ihrer Wünsche zu bringen. Daneben existieren in der Umgebung drei weitere Tauchcenter – in Deutschland fast unbemerkt, ist im Süden Portugals eine neue Wracktauch-Destination entstanden.

Noch im Sommer 2015 soll an der Algarve eine Druckkammer ihren Betrieb aufnehmen. Nicht nur für Tauchunfälle, sondern auch für hyperbare Behandlungen anderer Art. Bisher stand die nächste Druckkammer in Lissabon, doch bald wird es vom Tauchboot in die Kammer nur noch zehn Minuten dauern.

Zum Zeitpunkt der Versenkung starteten Biologen an den Wracks ein Fünf-Jahres-Forschungsprojekt. Regelmäßig untersuchen sie das marine Leben über dem Altmetall. Schon in den ersten zwei Jahren zählten sie 46 Fischarten, die die Wracks als neue Heimat auserkoren hatten. Außerdem natürlich Muscheln, Algen und zahlreiche andere Niedere Tiere. Luis Sá Couto, der heute in Lissabon lebt, kann sich zufrieden zurück lehnen. Er hat für die Algarve, deren Sandstrände bislang eher Bade- als Tauchtouristen angelockt haben, eine neue Perspektive geschaffen.

Tauchbasis
Subnauta

Shop, Werkstatt, Unterrichts- und Ausrüstungsraum liegen zwei Straßenzüge oberhalb des Strandes »Praia da Rocha« und etwa einen Kilometer von der Marina entfernt, an der die Tauchausfahrten starten. Die Ausrüstung wird in der geräumigen, über 700 Quadratmeter gro­ßen Basis zusammengebaut.Anschließend fährt man zur Marina. Hier stehen der Tauchbasis der große Katamaran »Xu Nauta« (auf dem auch Liveaboard-Trips von ein, zwei oder drei Nächten angeboten werden) und zwei geräumige ­Zodiacs zur Verfügung. Die Wracks sind innerhalb weniger Minuten erreicht. Normalerweise wird bei einer Ausfahrt zwei Mal getaucht – wobei der zweite Tauchgang nicht flacher sein muss als der erste, denn die Wracks liegen alle ungefähr gleich tief. Nitrox ist vorhanden. Ausbildung erfolgt  nach PADI, ­ANDI, BSAC, der Handicapped Scuba Association (HSA) und der National Archaeology Society. Infrastruktur für technisches und Rebreather-Tauchen ist vorhanden.

Weitere Infos: www.subnauta.pt

Infos und Buchung:

Associa­ção Turismo do Algarve,
www.­algarvepromotion.pt, www.visitalgarve.pt
Tauchreisen an die Algarve und zum Ocean Revival Project bietet Beluga Tauchreisen,
www.belugareisen.de