Dezent, engagiert und sehr fein - der Gentleman unter den Werbeformen.
Der Japanische Gespensterkrebs erobert seit den neunziger Jahren die Nord- und Ostsee. Ein Porträt aus dem Mikrokosmos.
Die furchteinflößenden Minimonster sind mechanisch sehr robust, tolerieren hohe Schwankungen in der Wassertemperatur und im Salzgehalt. Vermutlich auch deshalb breitet sich diese Spezies explosionsartig aus. 1995 wurden die Tiere aus Japan zuerst in Holland entdeckt. Heute sind sie auch vor Schottland, Irland, Norwegen, Helgoland und Sylt zu finden. Experten sind sich nicht einig, ob diese Gespensterkrebse als blinder Passagier in Ballasttanks von Schiffen oder als Begleiter auf der eingeführten Pazifischen Auster den Weg zu uns gefunden haben. Biologen befürchten, dass die kleineren heimischen Arten (z.B. Caprella linearis) von den agressiven und größeren Aliens aus Fernost verdrängt werden könnten.
Zur Person
Thomas Heckmann ist freier Fotograf und verzeichnet Erfolge bei vielen nationalen und internationalen Wettbewerben. Bei den unterwasser visions gewann er mehrmals sowohl in der Einzel- als auch in der Teamwertung. Für unser Magazin verfasst und fotografiert er regelmäßig Beiträge.
Das Weibchen legt die befruchteten Eier, die es bis dahin in den Ovarien trägt, in einem Brustbeutel (Marsupium) ab. Dort entwickeln sich die Embryonen. Nach acht bis zehn Tagen schlüpfen die Jungen eigenständig als winzige Kopie der Eltern aus dem rotgetupften Brustbeutel. Nach ein bis zwei Tagen beginnt der Zyklus erneut. Die Reproduktionsrate ist so enorm hoch – vermutlich der Grund für die erfolgreiche Invasion.
Um zu wachsen, müssen die Tiere ihren Panzer, das alte Exoskelett, abstoßen und erneuern. Die Paarung kann nur erfolgen, wenn das Exoskelett des Weibchens noch weich und der Panzer des Männchens voll ausgehärtet ist. Die Häutung dauert zirka zehn Minuten, danach verbleiben dem Männchen weitere 15 bis 20 Minuten zur Begattung. Später ist die weibliche Geschlechtsöffnung zu hart. Diese Zeitangaben sind nicht etwa in Stein gemeißelt - sie beziehen sich auf eine Wassertemperatur von etwa 16° Grad.
Die räuberischen Tiere sind Carnivoren, bevorzugen also Fleisch. Kannibalismus ist üblich. Sie verschmähen aber auch pflanzliche Kost nicht. Die Tiere sind je nach Art der aufgenommenen Nahrung unterschiedlich gefärbt.